Für eine zukunftsweisende Bebauung des ehemaligen Tengelmann-Geländes

Schlagwort: Leserbrief

Leserkommentar: Was verbindet die Planungen für den Flughafen und die Parkstadt?

Und wieder einmal ein sehr lesenswerter Leserbrief in der WAZ

Weder Hochschule in Sicht noch ÖPNV-Erschließung

Gewerbepark Flughafen. Eine Frage, die heute schon einen spannenden Ausblick auf die nächste Kommunalwahl in gut zwei Jahren liefert:

Was verbindet die Planungen für den Flughafen und die Parkstadt?

Mil dem Siegerentwurf des Wettbewerbsverfahrens zur Entwicklung der Flughafen-Fläche hat die Verwaltung nun konkrete Pläne für ein Gewerbegebiet am Flughafen Essen-Mülheim präsentiert. Der Gewerbepark soll „entsprechend der politischen Beschlusslage vorrangig für kleine und mittlere Unternehmen, Start-ups rund um wissensbasiertes und technologieorientiertes Gewerbe bzw. als Standort für innovative Forschungs- und Entwicklungskooperation mit Hochschulen entwickelt werden“.

Dumm nur, dass es am Flughafen weit und breit keine Hochschule gibt, mit der sich solche Kooperationen umsetzen ließen. Peinlich ist auch, dass für die Erschließung durch den ÖPNV keine belastbare Planung einhergeht. Rein vorsorglich wurde von den Verantwortlichen schon mal der Kahlenbergast geschliffen mit dem Ungewiss, dass Fördermittel zurückzuführen sind.

Denke man nur an den aufwendigen Umbau der Oppspring-Kreuzung. Dagegen sollen auf dem immer schon als Gewerbefläche genutzten Tengelmann-Areal in unmittelbarer Nähe zur boomenden Hochschule Ruhr West 800 Luxuswohnungen entstehen, die in Mülheim keiner braucht.

Von Albert Einstein ist das Zitat überliefert „Planung ist das Ersetzen des Zufalls durch Irrtum.“

Ob er damit in weiser Voraussicht die Stadtplanung in Mülheim gemeint hat?

Ralf Harsveldt

Leserkommentar zu Neujahrsinterview mit dem Mülheimer Oberbürgermeister

Und ein weiterer Leserbrief

Kein Entweder – Oder!

Mit Befremden liest man die Aussage des Mülheimer OB im Neujahrsinterview mit der WAZ, der zufolge in der sogenannten „Parkstadt Mülheim“ in die Höhe gebaut werden müsse, um Freiflächen am Auberg, am Fulerumer Feld und auf den Selbecker Höhen unbebaut lassen zu können. Hier vergleicht er Äpfel mit Birnen.

In Saarn, Selbeck und Fulerum ging es vor allem um die Umwandlung von Frei- und Naturflächen in Gewerbeflächen, nicht um Wohnbebauung mit Hochhäusern. Das ehemalige Tengelmann-Areal hingegen ist seit über 100 Jahren von Gewerbe und
Industrie geprägt (Gasanstalt, Schlachthof, Schokoladenfabrik).

Jetzt soll hier erstmals Wohnbebauung stattfinden – auf privatem Grund. Davon hat die Stadt finanziell nichts. Dafür allerdings der Investor, der am besten an einer möglichst dichten und möglichst hohen Bebauung verdienen kann. Und das auf Kosten der umliegenden historischen Stadtteile Speldorf und Broich.

Weshalb die Stadtspitze dieses Spiel mitmacht, zumal gegen die Proteste weiter Teile der Bevölkerung, ist bislang noch nicht durchschaubar. In diesem Zusammenhang jedoch Stadtteile gegeneinander auszuspielen, ist kein guter Stil.

Professionell wäre es, einen gesamtstädtischen Rahmenplan zu erarbeiten und die Frage zu stellen, wieviel neuen Wohnraum wir in Mülheim überhaupt brauchen und ob Hochhäuser nötig und akzeptabel sind.

Denn die mittelfristigen Prognosen sind klar: Mülheim ist und wird keine Schwarmstadt. Mülheim ist eine Schwundstadt. Zumal eine, die so ziemlich pleite ist.

Joachim Mahrholdt

Leserbrief #2 zum Artikel Haus und Grund

Als weitere Reaktion auf den Artikel über Haus und Grund, hat der Mülheimer Architekt Ralf Harsveldt, der sich mit den Themenfeldern Hoch- und Städtebau befasst, erneut einen Leserbrief verfasst.

Sehr geehrte Redaktion ,sehr geehrte Damen und Herren,

auf diese markante Forderung des designierten Geschäftsführers von Haus und Grund reagiert die Fachwelt aus Architekten und Stadtplanern mit Skepsis und Verwunderung. Hochhäuser sind keineswegs das alleinige Konzept zur Lösung des Mangels an Wohnraum und Baugrund, noch stellen sie einen behutsamen Umgang mit verfügbaren Ressourcen zur Erzielung einer klimagerechten Stadt dar.

Nachweislich vorausgegangener Studien konnte aufgezeigt werden, der Freiflächengewinn durch den Bau von Hochhäusern ab dem 5. Obergeschoss unbedeutend ist. Auch das Zitat „Man wird künftig damit leben müssen, dass höher gebaut wird, um alle unterbringen zu können“ oder die Ansicht „ Hochhaus müsse kein Synonym für unwirtliches Wohnen und sozialen Brennpunkt verstanden werden“ hier mit Blick auf Spanien und die Niederlande und dem Verweis auf eine architektonisch ansprechende
Gestaltung durch Fassadenbegrünung, beinhaltet nicht automatisch eine klimagerechte Ressourcen schonende Stadtentwicklung. Nebenbei bemerkt, der ehemalige Dezernent K-H. Bösel versuchte bereits in den frühen 80iger Jahren die Forum-Hochhäuser mittels Ranggerüste zu begrünen, um die tristen Balkonelemente zu kaschieren. Geblieben ist bestenfalls die Petersilie in den Balkonkästen der Bewohner und die halb verrosteten Rankgitter. Fassadengrün gedeiht nicht auf angeschütteten und
verdichteten Baugruben. All diese Attribute als Begriffe für modernes und moderates Wohnen heranzuziehen erweist sich als Etikettenschwindel.

Für alle, die es noch nicht begriffen haben: Hochhäuser sind Klima- und Ressourcenkiller. Sie sind teuer in ihrer Erstellung und in der
Bauunterhaltung. Hochhausbau ist vornehmlich das Portfolio von Immobilienfonds, Aktienanlegern und Wohnungsunternehmen, die mit ihrem eingesetzten Kapital rein Rendite orientiert den Wohnungsmarkt beeinflussen. Erfüllen sich die Profiterwartungen nicht, werden die Objekte aufgeteilt und auf dem freien Wohnungsmarkt angeboten. In diesem Haifischbecken tummeln sich
dann weitere Wohnungsspekulanten. Das Ergebnis ist – wie die Praxis zeigt – eine Vernachlässigung der Bauwerkunterhaltung einhergehend mit Leerstand und Ghettobildung.

Abschließend sei bemerkt, dass die Klientel von Haus und Grund keinesfalls innerhalb der spekulativen und profitorientierten Strukturen des freien Wohnungsmarkts zu finden sind, so ist es verwunderlich, dass sich die designierte Geschäftsführung dem Thema Architektur- und Städteplanung widmet. Der Spagat zur Parkstadt in diesem Zusammenhang ist äußerst deplatziert.

Ralf Harsveldt Architekt BDA

Leserbrief zum Artikel Haus und Grund

Im Artikel über Andreas Noje, den scheidenden Geschäftsführer von Haus und Grund in Mülheim, bezieht dieser eine starke Position für eine Hochhausbebauung in Mülheim.

Als Reaktion darauf hat der Mülheimer Umwelttechnologie-Experte und ehemalige Oberbürgermeisterkandidat Bernhard Leidinger einen Leserbrief an die WAZ verfasst.

 „Mülheim sollte Mut zu Hochhäusern haben“ schreibt die WAZ am Montag 12.12.2022 und zitiert dabei Andreas Noje, den Leiter von Haus und Grund, der ganz ohne Not eine Positionierung seiner Gesellschaft in der Diskussion um die „verdichtete Wohnbebauung mit akzentuierenden Hochhäusern“ in der Parkstadt Mülheim durchführt. Ja, wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis, sagt ein Sprichwort, und das ist sehr dünn, denn zwischen Mut und Dummheit verläuft nur ein sehr sehr schmaler Grat.

Warum sollen die Nachbarn der Parkstadt den Mut haben, diese in der dargestellten Form zu akzeptieren? Sollte sich bewahrheiten, dass es tatsächlich wie befürchtet soziale Probleme mit den Bewohnern geben wird, dass die Verkehrs- und Parklogistik zusammenbricht und dass eine Chance zur klimafreundlichen Bebauung mit Holzwerkstoffen und Photovoltaikdächern sowie begrünten Fassaden vertan wird, lässt sich im Nachhinein nichts mehr ändern.

Ist es noch Mut oder bereits Dummheit, für die neue Bebauung des ehemaligen Tengelmanngeländes eine Extrapolation der bestehenden Gebäudehöhen von 3 bis 6Geschossen auf 12 bis 18 Geschosse durchzuführen? Wäre es nicht weniger riskant, einen Mülheim-weit gültigen Bebauungsplan zu definieren, der für alle unbebauten  sowie nach jedem Abriss eines Bestandsgebäudes in jeder Straße und in jedem Ortsteil – auch Holthausen und Mintard – mindestens 4 Vollgeschosse vorschreibt? Warum sollen nur die Nachbarn der Parkstadt mit den Auswirkungen der Wachstumsfantasien der Verwaltung und der Politik konfrontiert werden? Sind sie Einwohner zweiter Klasse?

Leserbrief WAZ vom 18.11.2022

Leserbrief zum Thema:
Versiegelung muss ein Ende haben.

Die Darlegungen im Leserbrief des Kollegen K. Diedrichs, dass die Anzahl der Geschosse und der damit mögliche Vorschub zur gesellschaftlichen Debatte zur Entstehung eines sozialen Brennpunktes nichts gemein haben, möchte ich widersprechen. Auch der Hinweis auf Recherchen über Hochhäuser auf Plattformen wie Google und Co zeigt erneut, dass die Fachwelt von schönen gerenderten Fotos im Netz beeinflusst wird. Fotos von Hochhausfassaden (Greenbuilding) mit intensiver Begrünung sind sicherlich die schönen Ausnahmen. Broich ist nicht mit Mailand, London, Amsterdam oder Paris vergleichbar.

Es besteht die Gefahr, dass für all dieser suggerierten Details in Mülheim kein Geld vorhanden sein könnte. Im Ergebnis ist zu befürchten, dass sich eine derartige kolossale Verdichtung, gepaart mit Wohntürmen von 10 bis 18 Geschossen, nicht von der Betonklotzarchitektur der 70iger Jahre in der Innenstadt (Forum) unterscheiden wird.

Mit Verwunderung nehme ich die Milchmädchenrechnung hinsichtlich des Versiegelungsgrades zur Kenntnis, die sich auch in den Köpfen der Lokalpolitik widerspiegelt, jüngst in der Stellungnahme der FDP-Fraktion als Antwort auf den offenen Brief des Netzwerks „Parkstadt – aber richtig“ zum Tengelmann-Gelände.

In einem 50 Meter hohen Gebäude wird nun einmal nur die Hälfte der Fläche versiegelt (pro m2 Wohnfläche wie in einem 25 Meter hohen Gebäude mit gleichen Außenmaßen oder wie aus der Politik zu hören „Weniger Außenwände bedeuten auch weniger Verlust an Wärmeenergie in die Umgebung Gleichzeitig werden auch weniger Ressourcen für den Bau benötigt. Hier gilt der Spruch: Meine Decke ist dein Boden.

Diese Aussagen sind polemisch und gehen an der Realität vorbei. Die Behauptung mit Hochhäusern ließe sich mehr Grün (Freiraum) schaffen ist irreführend!
Unter Hinweis einer Studie der asaz.arbeitsgruppe städtebau+architektur zürich heißt es,

Den unbedeutenden Freiflächengewinn durch Geschosshäufung ab 4 Geschossen wiesen schon vor hundert Jahren, und auch später, immer wieder Architekten und Städteplaner nach. Dieser mathematisch belegte Sachverhalt würde sich, wenn ihn Architekten verstehen wollten, auf die Planung fundamental auswirken.1

Hochhäuser eignen sich nicht für Familien mit Kindern und deren Wohlbefinden. Die Anonymität stellt eine gesellschaftliche Gefahr dar. Hochhausbau ist nicht ressourcenschonend. Der Anteil an grauer Energie durch die aufwendige Gebäudekonstruktion (Statik, Brandschutz) und Gebäudetechnik ist um ein Vielfaches größer.

Ralf Harsveldt Architekt BDA

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1) Quelle: Roland Rainer, Heinrich Serini, Fritz Schumacher, Martin Steiger, Hans Marti, Werner Jaray, u.a. 2020-01-27 Broschüre Hochhaus50/30

Leserbrief WAZ vom 09.11.2022

Am 09.11.2022 hat die WAZ einen weiteren Leserbrief veröffentlicht

Versiegelung muss ein Ende haben
Parkstadt. Es ist nur schwer zu glauben. Auch in Mülheim herrscht Wohnungsnot. Wie bundesweit, treten auch in Mülheim Investoren und Wohnungsgesellschaften aufgrund der stark steigenden Preise von ihrer Bauabsicht zurück. Und dann kommt ein Investor, der 800 Wohnungen schaffen will. Diesem wird gesagt: Grünflächen ja. See auch ja. Aber Wohnungen nur 400. Und nur acht Geschosse, bitte. Ich kann die Ängste vor der Entstehung eines sozialen Brennpunktes gut verstehen. Nur die Entstehung hat nichts mit der Anzahl der Geschosse zu tim. Auch ich möchte in dem Baugebiet keine Betonklötze sehen. Ich rate daher dem Investor und allen interessierten Bürgern, in Google mal die Suchbegriffe „Hochhäuser“ und „Architektur“ einzugeben und anschließend auf Bilder zu drücken. Hochhäuser müssen  nicht so aussehen wie am Forum. Und um die Entstehung eines sozialen Brennpunktes zu verhindern, gibt es genügend erfolgreiche Konzepte. Haben wir denn gar
nichts aus der Hochwasserkatastrophe im letzten Jahr gelernt? Die immer stärkere Versiegelung von Bodenflächen muss ein Ende haben.
In einem 50 Meter hohen Gebäude wird nun einmal nur die Hälfte der Fläche versiegelt (pro m 2 Wohnfläche) wie in einem 25 Meter hohen Gebäude mit den gleichen Außenmaßen.

Klaus Diedrich

Leserbrief WAZ vom 08.11.2022

Die WAZ hat heute einen Leserbrief zum Thema Parkstadt veröffentlicht:

Ich gehöre zu den 4093 Mülheimerinnen, die die Online-Petition gegen das bisherige Bauvorhaben unterschrieben haben.
Ich bin entsetzt, wie man auf diesem Gelände 18-geschossige Hochhäuser planen kann. Ich bin ebenfalls entsetzt dass das Bauamt und unser
Oberbürgermeister auch noch stolz sind auf die Pläne. Ruhrbania lässt grüßen!

Ich will hier die vielen schon genannten .Argumente gegen die bisher geplante Bebauung nicht wiederholen. Ich vermisse unter diesen Argumenten, dass der geplante ein Hektar große See in Frage gestellt wird. Wie wird dieser See mit Wasser gefüllt? Meines Wissens gibt es keine Quelle auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände. Wird Grundwasser hochgepumpt, das an anderen Stellen benötigt wird? Wie wird sich das auf den Grundwasserspiegel in der Nachbarschaft auswirken? Wie lange wird es dauern, bis der See verschlammet oder kippt?

Sollte man nicht lieber den See mindestens halbieren und zum Teich machen? Statt Unmengen Grundwasser hochzupumpen, sollte man die Fläche für weitere  hitzeresistente Bäume nutzen, die dem Klima dienlicher sind.

Muss dafür das Technikum abgerissen werden? Das Gebäude etabliert sich gerade zu einem Ausstellungsort und könnte eine wunderbare Begegnungsstätte werden. Ich hoffe auf „rundemeuerte“ Pläne unter dem Aspekt Nachhaltigkeit – Grün statt Beton. Die bisherigen – angeblich klimaresilienten Pläne – werden dem bei Weitem nicht gerecht.

Erika Funke