Die nachfolgende Pressemitteilung haben wir in der vergangenen Woche heraus gegeben.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

Vor dem Hintergrund der vom österreichischen Immobilien-Konzern Soravia auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände vorgeschlagenen verdichteten und hohen Bebauung stellt sich die Frage nach einem für ganz Mülheim geltenden Konzept zum Umgang mit Hochhausprojekten. Das „Netzwerk Parkstadt Mülheim – aber richtig!“  fordert deshalb die Entwicklung eines Hochhausrahmenplans für die Stadt. Dieser sollte die Grundlage für weitere städtebauliche Entwicklungen sowie für politische Entscheidungen sein, wenn es um den Bau von Hochhäusern in Mülheim geht.
Andere Städte haben schon vor Jahren weitsichtig ihren Bestand an Hochhäusern dokumentiert und arbeiten zusammen mit allen Beteiligten – insbesondere mit der Öffentlichkeit – an einvernehmlichen Lösungen, sobald es um Hochbauprojekte geht. Das beste Beispiel dafür ist in Nordrhein-Westfalen-Westfalen die Landeshauptstadt Düsseldorf.

Unserer Einschätzung nach sollte die Stadt Mülheim an der Ruhr schnellstens eine solche architektonische Inventur vornehmen und einen Hochhausrahmenplan erarbeiten. Erst dann wäre die Diskussionsgrundlage geschaffen, auf der man Projekte wie die sogenannte „Parkstadt Mülheim“ beraten könnte.

Bitte finden Sie in der Anlage unsere aktuelle Pressemitteilung zu ihrer redaktionellen Nutzung.

Netzwerk „Parkstadt Mülheim – aber richtig!“ fordert Hochhausrahmenplan
Ziel: Stadtentwicklung strategisch steuern – Vorbild könnte Düsseldorf sein

Mülheim an der Ruhr, 04.01.2023 – Mit einem konkreten Strategievorschlag zur weiteren baulichen Gestaltung der Stadt Mülheim startet das „Netzwerk Parkstadt Mülheim – aber richtig!“ ins neue Jahr. Es fordert die Entwicklung eines  Hochhausrahmenplans, welcher das gesamte Stadtgebiet umfasst und bedarfsorientiert sowie an das jeweilige architektonische und soziale Umfeld angepasst ein zentrales Steuerungselement der städtebaulichen Entwicklung sein sollte. Vorbild könnte die Landeshauptstadt Düsseldorf sein, die bereits seit vielen Jahren einen solchen Hochhausrahmenplan besitzt und ihn mit allen Beteiligten – insbesondere mit der Stadtöffentlichkeit – regelmäßig fortschreibt.

Unternehmensberater Dr.-Ing. Bernhard Leidinger plädiert für ein städtebauliches Gesamtkonzept, das Bebauungen mit so markanten Gebäuden, wie es Hochhäuser sind, regelt: „Mülheim zählt mit seinen über die Stadt verteilten zahlreichen Bauten vom Anfang des letzten Jahrhunderts und insbesondere mit seinen Repräsentationsbauten in der Stadtmitte und an der Ruhr zu den städtebaulichen und architektonischen Kleinodien. Mit einem solchen Erbe muss man vorsichtig, respektvoll und professionell umgehen, auch vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen wie Wohnbedarf und Klimaverträglichkeit. Die
Dimensionen müssen im Kontext der jeweiligen Umgebungsbebauung gewahrt bleiben.“
Leidinger, der 2003 bei der Kommunalwahl in Mülheim als Kandidat der CDU für das Amt des Oberbürgermeisters antrat, engagiert sich zusammen mit kritischen Mülheimer Bürgern, darunter Architekten und Städteplaner, im „Netzwerk Parkstadt Mülheim – aber richtig!“ Der informelle Zusammenschluss kritisiert insbesondere die vom österreichischen Immobilienkonzern Soravia vorgelegten Pläne für eine Bebauung des ehemaligen Tengelmann-Geländes zwischen den Mülheimer Stadtteilen Broich und Speldorf. Hier ist eine verdichtete Hochbebauung anvisiert, welche im Mülheimer Stadtgebiet ihresgleichen sucht.

„Die vorliegenden, unter dem schönfärberischen Namen ‚Parkstadt Mülheim‘ rangierenden Planungen entbehren bislang faktenorientierter Grundlagen“, sagt Leidinger. „Es gibt weder eine Wohnbedarfs-, noch eine Mobilitäts- und Verkehrsanalyse von Seiten der Kommune. Es fehlen also wesentliche Elemente einer strategischen städtischen Gesamtplanung, in die sich ein so großes und prominentes Baufeld wie das ehemalige Tengelmann-Areal auch architektonisch angemessen eingliedern könnte. Professionell ist das von Seiten der Stadtverwaltung nicht. Andere Kommunen machen vor, wie es geht.“

Der Ingenieur verweist dabei auf die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt Düsseldorf, welche alle Hochhausvorhaben im Stadtgebiet bündelt und im Dialog mit den Beteiligten bewertet. Leidinger: „Besonders wichtig ist, dass sich die Bürger ernst genommen fühlen und mitgenommen werden. Dies ist beim Projekt ‚Parkstadt Mülheim‘ nur vordergründig der Fall. Hier scheint erstaunlicherweise der Investor mit seiner profitorientierten dichten Hochbebauung die Sympathien der Stadtspitze zu  genießen.“

Es dürfe nicht sein, dass Stadtteile mit Verweis auf gefühlten Wohnraumbedarf gegeneinander ausgespielt werden, so Leidinger. „Jedes professionell geführte Unternehmen macht vor wichtigen Entscheidungen erst einmal eine Inventur und eine  Bedarfsanalyse.
Dazu gehören im Falle Mülheims beispielsweise die Modellierung der erwarteten Bevölkerungsentwicklung in den kommenden Jahrzehnten, das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Wohnbedarf sowie die soziale und städtebauliche Verträglichkeit mit der Umgebung. Daraus ließe sich dann ein Rahmenplan entwickeln, um die Frage zu beantworten: ‚Wollen wir Hochhäuser, und wenn ja, wo?‘ Dies alles vermisst man in Mülheim.“

Vor diesem Hintergrund fordert das Netzwerk „Parkstadt Mülheim – aber richtig!“ einen städtischen Hochhausrahmenplan, bevor über den für das Projekt „Parkstadt Mülheim“ notwendigen neuen Bebauungsplan für das ehemalige Tengelmann-Gelände beraten und abgestimmt werden kann. Leidinger: „Hochhausbebauung muss nicht prinzipiell schlecht sein, aber sie muss ins Umfeld passen. Was Soravia in der österreichischen Hauptstadt Wien an Wolkenkratzern baut, mag dahin passen. Nach Mülheim und besonders in die Stadtteile Speldorf und Broich passt eine solche Bebauung ganz bestimmt nicht.“

Strategie: Hochhausrahmenplan