Leserbriefe in der Druckausgabe der WAZ vom 04.05.2024

Zu: Soravia sieht keine Risiken für Parkstadt

Eine politische Sternstunde war es nicht, welche die wenigen Fragesteller zum Thema „Parkstadt Mülheim“ in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses abgeliefert haben. Bis auf wenige, aber nicht ernsthaft bohrende Fragen an die beiden Vertreter des österreichischen Investors Soravia zeigten sich die  Parteienvertreter butterweich.

Sie ließen sich mit schönen Zahlen auf wenigen Folien gerne beruhigen: Das Projekt sei sicher durch finanziert und deshalb ungefährdet.
Die Zahlungsprobleme des einen oder anderen Finanz-Graumarkt-Fonds, aus dem sich Soravia-Projekte speisen, beträfen die „Parkstadt“ nicht.

Kein Stadtverordneter kam auf den Gedanken zu fragen, was die Herren genau meinten. Man muss nämlich säuberlich unterscheiden zwischen einem durchfinanzierten Altbestand, der die alte Tengelmann-Hauptverwaltung umfasst und modernisiert vermietet wird und dem Neubauprojekt mit seinen
zahlreichen geplanten Hochhäusern, welches die Bürger in Speldorf und Broich zurecht auf die Barrikaden treibt.

Kompetente Kritik der Politik im Planungsausschuss? Fehlanzeige.
Na, zumindest gab Soravia zu, dass selbst das kleinste Vorhaben des massiven Neubauprojekts, die Kita, auch in billigster Rasterbauversion schon jetzt nicht finanzierbar ist.
Ob der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung besser nachbohren kann?
Das Neubauprojekt sicher durchfinanziert? Eine spannende Frage.

Reiner Geßwein

Dass Mülheim Spitze ist, weiß man mittlerweile bundesweit. Zumindest, was die kommunale Verschuldung angeht. Verschenkt die Stadt jetzt Millionen, ohne dass es sie etwas kostet?

Diese auf den ersten Blick ungewöhnliche Frage darf man sich durchaus stellen, wenn man die Geschwindigkeit in Rechnung zieht, mit der Baurecht für den österreichischen Investor Soravia auf dem ehemaligen Tengelmann- Gelände durchgeboxt werden soll. Alle scheinen es eilig zu haben mit der „Parkstadt Mülheim“.

Aus Sicht des Investors ist das nachvollziehbar: Nachdem der eine oder andere seiner Immobilienfonds in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist und sich die Finanzwelt auch den Wiener Mutterkonzem etwas genauer anschaut, sähe man den Wert des bislang noch unbebauten Grundbesitzes durch ein Bau recht gerne vervielfacht.

Aber was treibt die Stadt Mülheim, gegen die Widerstände zahlreicher Bürger aus Speldorf und Broich dieses Monopoly mitzumachen? Wer profitiert davon außer Soravia? Verschenkt die Stadt womöglich Millionen, gedeckt durch die Beschlüsse nur mäßig informierter Politikerinnen und Politiker, die sich andere dann in ihren Büchern gut schreiben?

Bernd Leidinger