Da dieser Artikel leider hinter der WAZ+ Bezahlschranke liegt, nachfolgend ein kurzer Auszug einiger Kernpunkte
Waren Mitte 2023 dort, wo heute das Technikum auf seinen Abriss wartet, noch insgesamt fünf Hochhäuser mit elf bis 15 Geschossen geplant, sind es aktuell nur noch drei. […] Konkret will Soravia auf dem Baufeld auch kein zweigeschossiges Sockelgebäude mehr am Übergang von der Liebig- zur Wissollstraße errichten, aus dem ursprünglich ein Elf-, ein 13- und ein 15-Geschosser herausragen sollten. [Anm.: der geplante Supermarkt entfällt damit]
Soravia plant […] immer noch wuchtig mit drei Hochhäusern (elf, 13, 15 Geschosse) […]. Dazu soll sich [Anm.: an der Liebigstr.] ein Achtgeschosser gesellen, der nicht als Hochhaus gilt. […] ein anderes mit 13 Geschossen ist […] weiter nach Osten verschoben.
[…] Alles in allem bleibe es trotz der Änderungen bei einer Bruttogeschossfläche von 89.000 Quadratmetern und rund 650 bis 680 Wohneinheiten
[…] Unklar ist noch, wie viele öffentlich geförderte Wohnungen es geben wird. [Anm.: zuletzt war die Rede von 1/3] […] [Die von Soravia in Auftrag gegebenen Gutachten (Verkehr, Entwässerung, Verschattung) liegen vor und werden geprüft.] […] Das Ziel: Noch Ende des Jahres soll Baurecht geschaffen sein für das Mammutprojekt, für dessen Realisierung mindestens zehn Jahre angesetzt sind
Hallo liebe Leute,
In Österreich, seinem Heimatland, hat er auch solche Versprechen unterschrieben. Und nach Baubeginn einfach immer höher gebaut. Hat jemand Ahnung ob es eine Obergrenze für Bodenversiegelung auf einem solchen Grundstück gibt?
LG Anja Böhning
Hallo Frau Böhning,
da das Tengelmann Gelände im vergangenen Jahr zu einem Urbanen Gebiet umgewidmet wurde, kann man dort jetzt nach Belieben nachverdichten, also immer weiter in die Höhe bauen.
Das war ja einer der Punkte die das Netzwerk kritisiert hat und verhindern wollte.
Wenn man die Überschrift liest, dann könnte man eigentlich annehmen, dass es ein Teilerfolg wäre, das Soravia nur noch mit vier Hochhäusern statt der ursprünglich 16 (09/2022) und dann nach den ersten Protesten auf 9 (06/2023) reduzierten Anzahl plant.
Zum Verständnis, was man in Bauvorschriften als Hochhaus bezeichnet.
“Hochhäuser sind Gebäude, in dem der Fußboden mindestens eines Aufenthaltsraums mehr als 22 m über der natürlichen oder festgelegten Geländeoberfläche liegt.”
Auch wenn im Artikel steht, dass ein Achtgeschosser kein Hochhaus ist, beweist ein Blick auf die ursprünglichen Pläne, auf denen die Gebäudehöhen eingetragen waren, dass dort die Gebäude mit 8 Etagen mit 26m angegeben sind. Wenn man davon 3m für eine Etage abzieht, um auf Fußbodenhöhe zu kommen, bleibt man immer noch bei 23m, also über der Hochhausgrenze. Allgemein gilt das ein Gebäude mit 8 Etagen schon als Hochhaus bezeichnet werden darf.
Wenn man sich den neuen Plan in dem WAZ-Artikel ansieht, dann stehen dort die folgenden Gebäude mit 8 und mehr Etagen (Gesamthöhe in Klammern basierend auf den o.g. Plänen)
1 x 15 (47m)
2 x 13 (41m)
1 x 11 (35m)
4 x 8 (26m)
Das sind dann also acht Hochhäuser und nicht vier, wie der Investor versucht uns weiß zu machen!
Zum Vergleich das alte Tengelmann-Gebäude ist so um die 18 – 20m hoch
Wenn die verantwortlichen Stadtmitarbeiter und Politiker jetzt trotzdem sagen, dass wir ja nur noch von vier Hochhäusern sprechen, hat das m.E. Züge von Realitätsverweigerung und der Investor befeuert das Ganze noch mit seinen illusorischen Konzepten. Augenwischerei pur im Sinne der Gewinnmaximierung.
Wir brauchen diese Klötze, die das Bild der beiden gewachsenen Stadteile verschandeln nicht, 6 Stockwerke mit insgesamt max. 450 Wohnungen sollten ausreichend sein.
Ich habe gestern einen schönen Spruch von dem von mir sehr geschätzten Stefan Aust gelesen: “Das Machbare wird gern gegenüber dem Fantastischen vernachlässigt.”
Da ist so viel Wahrheit dran und das sollten sich unsere Stadtvorderen bitte zu Herzen nehmen.
Nicht höher, schneller, weiter, sondern einfach nur mal ein bisschen realistischer.
Die Gutachten, die der Investor in Auftrag gegeben hat, sollen jetzt beweisen, dass das ja alles nicht so schlimm sein wird, wie wir befürchten.
Hierzu gibt es ein schönes Sprichwort “wes Brot ich ess, des Lied ich sing”, da muss man die Gutachten vermutlich erst gar nicht lesen, um zu wissen was da drinstehen wird.
Allerdings bin ich sehr auf die Märchenerzählungen in dem Verkehrsgutachten gespannt. Es war auch mal die Rede von einem “autofreien Quartier”, da frage ich mich nämlich, wo die Autos der Bewohner werden sollen. Die Menschen müssen irgendwie zur Arbeit kommen und einkaufen. Die werden bestimmt nicht alle mit dem Lastenrad ins Hafencenter fahren, das mag zwar in feuchten grünen Träumen funktionieren, aber nicht in der Realität, womit wir wieder bei der bereits erwähnten gefährlichen Verweigerung derselben sind. Die Parkplatzsituation ist bereits miserabel, wie man sehr schön an den vielen Verkehrsteilnehmern sehen kann, die ihre Fahrzeuge nach Belieben unter Missachtung der StVO abstellen.
Die Politik und die Stadt sollten darauf bestehen im Sinne der Bürger, die sie gewählt haben bzw. ihre Gehälter bezahlen, neutrale Gutachten erstellen zu lassen. Vor allem benötigen wir ein Gutachten über den tatsächlichen Wohnbedarf in Mülheim, das alle aktuellen Bauprojekte mit einbezieht.
Es steht außer Frage, dass wir Wohnraum benötigen, aber der soll bezahlbar sein. D.h. in der Parkstadt sollte jeweils ein Drittel der Wohnungen preisgebunden, preisgedämpft und für den Investor gewinnoptimiert sein.
Darauf muss die Stadt achten, dem Investor müssen klare Regeln aufgezeigt werden und das ist in der noch ausstehenden städtebaulichen Vereinbarung festzuhalten.
Wenn wir uns bei den anstehenden Bürgerbeteiligungen nicht massiv gegen diese Pläne zur Wehr setzen, dann werden hier in Broich/Speldorf auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände und in der unmittelbaren Umgebung in den nächsten 10 bis 15 Jahren eine Großbaustelle und ein damit verbundenes Verkehrs- / Parkchaos über die jetzt schon schwer zu ertragende Situation hinaus haben.
Lieber Micha Taube, du hast völlig recht! Danke für Deine ausführlichen Erläuterungen. Ja, man darf sich fragen, warum sich leitende Angestellten unserer Stadt so gegen den erklärten Willen vieler tausend Bürger – die ja letztlich ihre Gehälter bezahlen – verhalten. Und warum geben die Mehrheitsfraktionen im Stadtrat – also CDU und Grüne – weitestgehend kritiklos “Pfötchen” und winken die erstaunlicherweise immer wieder modifizierten Pläne dieses Investors durch? Ist denen die Meinung der vielen Bürgerinnen und Bürger aus Speldorf und Broich egal, so unter dem Motto: “Das kriegen wir auch noch hin! Wir haben ja in Mülheim schon ganz andere Dinger gedreht, die für uns und unsere Verwaltung folgenlos blieben!”? Dann wird man diese Herrschaften daran erinnern müssen, dass sie es hier auch mit Wählerinnen und Wählern zu tun haben. Wer weiß? Vielleicht wird der eine oder andere Stadtverordnete ja nach der Kommunalwahl im kommenden Jahr auf der Zuschauertribüne Platz nehmen dürfen.
Doch bevor die Mülheimerinnen und Mülheimer ihre Kreuzchen auf den Wahlzetteln machen, sollten mehr von ihnen, die gegen diese “Parkstadt”-Pläne sind, aktiv werden. Sie sollten sich unserem Netzwerk anschließen! Aufgaben gibt es genügend, gerne auch kleinere, die man ohne viel Aufwand meistern kann.
Etwa, die vielfach katastrophale Verkehrs-Situation vor der eigenen Haustür dokumentieren mit Handyfotos oder Videos, die man uns dann schickt.
Oder auf unsere Website und unser Info-Material aufmerksam machen und Nachbarn motivieren, sich aktiv zu informieren und nicht nur auf die Zeitung zu warten.
Oder den einen oder anderen Leserbrief verfassen und an die Presse schicken.
Oder mithelfen bei unseren nächsten Flugblatt-Aktionen, die ganz bestimmt kommen werden.
Bei all diesen Aktionen wären übrigens nicht nur ältere, sondern auch jüngere Leute gefragt. Hier und jetzt können alle etwas fürs Klima tun, fürs echte und fürs politische, und zwar ganz konkret. Wenn die Bagger erst einmal rollen, die alten Häuser an der Wissollstrasse und das Technikum abreißen und tiefe Baugruben buddeln, dann ist es zu spät!