Parkstadt Mülheim... aber richtig!

Für eine zukunftsweisende Bebauung des ehemaligen Tengelmann-Geländes

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Bürgervertretungen verlassen Projektbeirat Parkstadt Mülheim

Gemeinsame Pressemitteilung 2023-01

Broicher Bürgerverein e.V.
Interessengemeinschaft Speldorf e.V.
Netzwerk Parkstadt – aber richtig!
Speldorfer Bürger- und Kurverein e.V.

Bürgervertretungen verlassen Projektbeirat Parkstadt Mülheim

Beklagt werden u.a. fehlende Grundlagendaten und mangelnde Transparenz

Vier der fünf im Projektbeirat „Parkstadt Mülheim“ auf Einladung der Stadt vertretenen Bürgervertretungen verlassen das Gremium mit sofortiger Wirkung. Es handelt sich dabei um den „Broicher Bürgerverein e.V.“, die „Interessengemeinschaft Speldorf e.V. (IGS)“, das „Netzwerk Parkstadt – aber richtig!“ sowie den „Speldorfer Bürger- und Kurverein e.V.“.

Bereits nach den ersten drei anspruchsvollen Sitzungen sei man sich einig, dass es auf Basis der dem städtebaulichen Wettbewerb zugrunde gelegten Planungsvorgaben keine weitere
Erörterung möglicher Modifikationen des „Siegerentwurfes“ geben könne, heißt es in einem von Vertretern der Gruppen unterzeichneten Schreiben an den Planungsdezernenten Felix Blasch.

Man habe nicht das Mandat, als Vertreterinnen und Vertreter vieler tausend Bürgerinnen und Bürger der Stadteile Speldorf und Broich an einem von der Stadt und dem  österreichischen Investor Soravia angestrebten Grundsatzbeschluss zu diesen Plänen mitzuwirken.

Beklagt werden darüber hinaus von Seiten der Bürgervertretungen insbesondere fehlende Grundlagendaten zu den Planungen und mangelnde Transparenz. So fehle nach wie vor mit Blick auf den geplanten Wohnraum von 90.000 m2 Bruttogrundfläche eine Mülheimer Bedarfsanalyse, welche die dadurch entstehenden enormen Baumassen nachvollziehbar erklären und rechtfertigen würde. Auch gebe es keine Zielgruppenanalyse, aus der hervorginge, wer letztlich in der „Parkstadt Mülheim“ leben und arbeiten solle.

Es fehlten trotz wiederholter Einforderung durch die Bürgervertretungen ebenfalls aktuelle und aussagekräftige Gutachten zur Verkehrsplanung, zu den Auswirkungen auf den lokalen Wasserhaushalt und das Wassermanagement sowie auf die klimatischen Konsequenzen der geplanten Bebauung des ehemaligen Tengelmann-Geländes – alles bereits für den
städtebaulichen Wettbewerb relevante Grundlagen.

Kritisiert wird ferner, dass offenbar auf Seiten des Investors und der Stadt keine Bereitschaft bestehe, den sogenannten „Siegerentwurf“ der Planungsbüros StudioVlayStreeruwitz und PlanSinn aus Wien kritisch zu hinterfragen.

Entschieden treten die Bürgervertretungen städtischen Aussagen entgegen, dass im Projektbeirat  Einigkeit herrsche, den „Siegerentwurf“ als Grundlage für weitere Planungen zu
nehmen. Dieser Entwurf sei lediglich eine Vision des Investors, welche sich durch Verdichtung und Hochbebauung renditeorientiert zeige, aber keineswegs im Sinne der in den Stadteilen Speldorf und Broich lebenden Bürgerinnen und Bürger zukunftsfähige Impulse entwickelt. Hier müssten echte Alternativen gedacht werden können.

Weder die im sogenannten „Siegerentwurf“ angestrebte Bauhöhe noch die Baudichte habe der Projektbeirat bei seinen Sitzungen grundsätzlich in Frage gestellt, heißt es weiter zur Begründung. Im Gegenteil sei von Seiten des Investors anhand von Modellmodifikationen punktuell nachverdichtet und von städtischer Seite die Bereitschaft erklärt worden, weitere Genehmigungen am Bürger vorbei außerhalb des Bebauungsplanes zu erteilen.

An solchen Taschenspielertricks werde man sich seitens der Bürgervertretungen nicht beteiligen.

Ferner sei der Bedarf für die Ausweisung eines „Urbanen Gebietes (MU)“ für Mülheim an der Ruhr bzw. innerhalb des Bebauungsplanes „Parkstadt Mülheim – Y 13“ nicht nachgewiesen. „MU“ ist eine relativ neue städtebauliche Baugebietskategorie, durch deren Einführung der Gesetzgeber den Kommunen gegenüber den bisher üblichen Kategorien einen größeren Handlungsspielraum zum Umgang mit Konfliktlagen ermöglichen wollte: immissionsbelasteteres Wohnen, höhere Dichte, flexibler Anteil an Gewerbe und soziale Einrichtungen.

Eine Bereitschaft, die Ausweisung des Bebauungsplans „Parkstadt Mülheim – Y 13“ als „Urbanes Gebiet“ generell zu hinterfragen, wurde – so die Bürgervertretungen – nicht in Aussicht gestellt. Im Gegenteil: Stadt, Politik und Investor wollen die MU-Ausweisung durch einen vorgezogenen Beschluss über die Änderung des Regionalen Flächennutzungsplanes sogar verfestigen.

Die wiederholten Versuche von Seiten der Bürgervertretungen, die den Projektbeirat leitenden Vertreterinnen und Vertreter der Stadt sowie des Investors Soravia zu mehr
Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit zu bewegen, seien gescheitert. Dies spiegele sich auch in der Tatsache wider, dass sich der Projektbeirat nicht auf einen gemeinsamen  Protokolltext zu der zweiten und der dritten Sitzung verständigen konnte.

Schlussendlich wolle man seitens der Bürgervertretungen nicht in den Verdacht geraten, jenseits der betroffenen Bürgerinnen und Bürger in Hinterzimmern Vereinbarungen getroffen zu haben.

In dem Schreiben der Bürgervertretungen heißt es abschließend: „Wenn Sie im weiteren gesetzlichen Bauleitplanverfahren ‚Parkstadt Mülheim – Y 13‘ auf der Basis planungsrelevanter Grundlagendaten Planungsvarianten öffentlich zur Diskussion stellen, werden die Broicher und Speldorfer Bürger dazu erneut Stellung beziehen.

Wir wünschen uns für unsere Stadt weiterhin, dass auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal ein lebendiges, klimaresilientes, zukunftsfähiges und für alle offenes Stadtquartier entsteht, das seinem Namen ‚Parkstadt Mülheim‘ gerecht wird und die zahlreichen Anregungen aus der Öffentlichkeit angemessen berücksichtigt.

Dann wird das Projekt in den nächsten Jahren hoffentlich doch noch zu einem der besten Stadtentwicklungsprojekte unserer Stadt.“

 


Das Schreiben an Herrn Blasch:

Austritt_Projektbeirat

WAZ – Parkstadt Mülheim: Wieso im Projektbeirat Unruhe aufkeimt

WAZ: Parkstadt Mülheim: Planung mit mehr Lärm, Enge und Höhe

 

Infos zum Thema “Urbanes Gebiet”

Erste konstituierende Sitzung des Projektbeirats für die PARKSTADT MÜLHEIM

Am 24. Januar fand die konstituierende Sitzung des Projektbeirats für die Entwicklung der Parkstadt Mülheim statt. Der Projektbeirat wurde wegen des großen Interesses an der Entwicklung der Parkstadt Mülheim und des bestehenden Erörterungs- und Weiterentwicklungsbedarfs installiert. Er besteht aus Vertretern der folgenden Institutionen und Interessengemeinschaften:

  • Bund Deutscher Architekten Mülheim
  • Broicher Interessengemeinschaft e.V.
  • Broicher Bürgerverein e.V.
  • Interessengemeinschaft Speldorf e.V.
  • Kreis Mülheimer Architekten
  • Soravia
  • Speldorfer Bürger- und Kurverein e.V.
  • Netzwerk „Parkstadt Mülheim – aber richtig“

sowie der Bezirksbürgermeisterin, den Vorsitzenden des Planungsausschusses und Vertreter des Amtes für Stadtplanung und Wirtschaftsförderung.

Gemeinsames Ziel des Projektbeirats ist die beratende Tätigkeit im Planungsprozess zur Entwicklung des ehemaligen Tengelmann-Areals. Auf dem rund 13 Hektar großen Gelände soll – wenn es nach dem Wunsch des Projektentwicklers Soravia, der Stadtverwaltung und mehrheitlich der Politik geht – mit der Parkstadt Mülheim nach und nach ein lebendiges, klimaresilientes und für alle offenes Quartier entstehen, welches in den kommenden Jahren zu einem der wichtigsten Stadtentwicklungsprojekte der Stadt Mülheim an der Ruhr zählen soll.

Aktuell befindet sich das Projekt am Anfang des Bebauungsplanverfahrens, was dem Projektbeirat die Möglichkeit gibt, Stimmen und Sichtweisen frühzeitig einzubringen. Daher war es umso erfreulicher, dass alle der Einladung des Beigeordneten Felix Blasch zur konstituierenden Sitzung gefolgt sind.

Auf der Tagesordnung standen neben Aspekten wie der Vorstellungsrunde aller Teilnehmer die Artikulation der Erwartungen an den Projektbeirat, ein Rückblick auf den bisherigen Prozess, ein Update zum derzeitigen Planungsstand sowie eine erste Sammlung zentraler Diskussionspunkte. Darüber hinaus wurden gemeinsam Regeln für die Arbeitsweise des Projektbeirates beschlossen. Dies beinhaltet auch, dass es im Nachgang zu jeder Sitzung ein gemeinsames Ergebnisprotokoll geben soll, das auch Pressevertreter zur Verfügung gestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. So soll sichergestellt werden, dass auch Anwohner und Mülheimer über die Fortschritte in diesem bedeutenden Projekt für die Stadt regelmäßig informiert werden. Zudem ist vorgesehen, in den öffentlichen Sitzungen der zuständigen Ausschüsse des Rates regelmäßig Bericht zu erstatten.

„Es ist gut, dass in dieser ersten, konstituierenden Sitzung alle Projektbeteiligten inklusive des Projektentwicklers Soravia an einem Tisch zusammengekommen sind. Diese Plattform ermöglicht uns einen konstruktiven Austausch, um das Projekt unter Berücksichtigung verschiedenster Interessen weiterzuentwickeln“, erläutert Felix Blasch, Dezernent für Umwelt, Klima, Bauen, Stadtplanung und Wirtschaftsförderung der Stadt Mülheim an der Ruhr.

Der Zielsetzung, für Broich und Speldorf eine vernünftige, nachhaltige und langfristig ausgerichtete Stadtplanung zu erstellen, konnten sich alle Vertreter der Institutionen und Interessengemeinschaften anschließen. In der kommenden Sitzung am 23. Februar 2023 sind die Vorstellung grundlegender Standorterkenntnisse sowie erste inhaltliche Diskussionen geplant.

Leserkommentar: Was verbindet die Planungen für den Flughafen und die Parkstadt?

Und wieder einmal ein sehr lesenswerter Leserbrief in der WAZ

Weder Hochschule in Sicht noch ÖPNV-Erschließung

Gewerbepark Flughafen. Eine Frage, die heute schon einen spannenden Ausblick auf die nächste Kommunalwahl in gut zwei Jahren liefert:

Was verbindet die Planungen für den Flughafen und die Parkstadt?

Mil dem Siegerentwurf des Wettbewerbsverfahrens zur Entwicklung der Flughafen-Fläche hat die Verwaltung nun konkrete Pläne für ein Gewerbegebiet am Flughafen Essen-Mülheim präsentiert. Der Gewerbepark soll „entsprechend der politischen Beschlusslage vorrangig für kleine und mittlere Unternehmen, Start-ups rund um wissensbasiertes und technologieorientiertes Gewerbe bzw. als Standort für innovative Forschungs- und Entwicklungskooperation mit Hochschulen entwickelt werden“.

Dumm nur, dass es am Flughafen weit und breit keine Hochschule gibt, mit der sich solche Kooperationen umsetzen ließen. Peinlich ist auch, dass für die Erschließung durch den ÖPNV keine belastbare Planung einhergeht. Rein vorsorglich wurde von den Verantwortlichen schon mal der Kahlenbergast geschliffen mit dem Ungewiss, dass Fördermittel zurückzuführen sind.

Denke man nur an den aufwendigen Umbau der Oppspring-Kreuzung. Dagegen sollen auf dem immer schon als Gewerbefläche genutzten Tengelmann-Areal in unmittelbarer Nähe zur boomenden Hochschule Ruhr West 800 Luxuswohnungen entstehen, die in Mülheim keiner braucht.

Von Albert Einstein ist das Zitat überliefert „Planung ist das Ersetzen des Zufalls durch Irrtum.“

Ob er damit in weiser Voraussicht die Stadtplanung in Mülheim gemeint hat?

Ralf Harsveldt

Leserkommentar zu Neujahrsinterview mit dem Mülheimer Oberbürgermeister

Und ein weiterer Leserbrief

Kein Entweder – Oder!

Mit Befremden liest man die Aussage des Mülheimer OB im Neujahrsinterview mit der WAZ, der zufolge in der sogenannten „Parkstadt Mülheim“ in die Höhe gebaut werden müsse, um Freiflächen am Auberg, am Fulerumer Feld und auf den Selbecker Höhen unbebaut lassen zu können. Hier vergleicht er Äpfel mit Birnen.

In Saarn, Selbeck und Fulerum ging es vor allem um die Umwandlung von Frei- und Naturflächen in Gewerbeflächen, nicht um Wohnbebauung mit Hochhäusern. Das ehemalige Tengelmann-Areal hingegen ist seit über 100 Jahren von Gewerbe und
Industrie geprägt (Gasanstalt, Schlachthof, Schokoladenfabrik).

Jetzt soll hier erstmals Wohnbebauung stattfinden – auf privatem Grund. Davon hat die Stadt finanziell nichts. Dafür allerdings der Investor, der am besten an einer möglichst dichten und möglichst hohen Bebauung verdienen kann. Und das auf Kosten der umliegenden historischen Stadtteile Speldorf und Broich.

Weshalb die Stadtspitze dieses Spiel mitmacht, zumal gegen die Proteste weiter Teile der Bevölkerung, ist bislang noch nicht durchschaubar. In diesem Zusammenhang jedoch Stadtteile gegeneinander auszuspielen, ist kein guter Stil.

Professionell wäre es, einen gesamtstädtischen Rahmenplan zu erarbeiten und die Frage zu stellen, wieviel neuen Wohnraum wir in Mülheim überhaupt brauchen und ob Hochhäuser nötig und akzeptabel sind.

Denn die mittelfristigen Prognosen sind klar: Mülheim ist und wird keine Schwarmstadt. Mülheim ist eine Schwundstadt. Zumal eine, die so ziemlich pleite ist.

Joachim Mahrholdt

Leserbrief – MBI fordert: Technikum stehen lassen, Gesamtkonzept abspecken!

Die Mülheimer Bürger-Initiativen (MBI) haben einen Leserbrief an die WAZ geschrieben, in dem sie sich für die Parkstadt und speziell für das Technikum aussprechen.

Parkstadt-Konzept auf dem ex-Tengelmann-Areal:

MBI fordern: Technikum stehen lassen, Gesamtkonzept abspecken!

Nicht nur beim Netzwerk „Parkstadt Mülheim – aber richtig“ gibt es erheblichen Unmut über die von der Stadt Mülheim und dem Investor Soravia vorgelegten Pläne zur Bebauung des ehemaligen Tengelmann-Areals zwischen Speldorf und Broich. Eine solche Verdichtung, Hochbebauung, Versiegelung und fehlende Verkehrsinfrastruktur stoßen auf einhellige Ablehnung. Auch die MBI halten die Pläne für die sog. „Parkstadt“ für überdimensioniert, mit unausgegorener Verkehrsanbindung und insgesamt eben keine ökologische Verbesserung von Speldorf, eher im Gegenteil. Es deutet sich bereits heute an, dass Soravia nicht umhin kommen wird, seine Vorstellungen zu überarbeiten und abzuspecken.

Die MBI möchten dazu folgende Anregung geben:

Man muss Soravia loben, dass sie das Technikum auf dem Gelände für Ausstellungen zur Verfügung stellen, obwohl es in den Parkstadt-Plänen verschwinden soll. Das Technikum ist für kulturelle Zwecke hervorragend geeignet und in einem guten Zustand. Der Zuspruch bei allen bisherigen Ausstellungen – ob Körperwelten, Terrakotta-Armee, Monnets Gärten,  van Gogh oder Banksy, war außergewöhnlich groß und kam auch von weit über Mülheims Grenzen hinweg. Eine Aufwertung Mülheims sondergleichen, was sicherlich auch dem Renommee von Soravia alles andere als schadet.

Weil das Technikum für viele Veranstaltungen, nicht nur für Ausstellungen, bestens geeignet ist, fänden die MBI es äußerst sinnvoll für alle Beteiligten, das Technikum und Teile der Parkplatzflächen auf dem Gelände für Veranstaltungen bestehen zu lassen, d.h. die Parkstadt-Pläne entsprechend zu ändern. Das bedeutet logischerweise, dass der gesamte Siegerentwurf des Wettbewerbs überarbeitet werden muss.

Die guten und städtebaulich hervorragenden Teile des Soravia-Konzepts für das gesamte Tengelmann-Areal wie die Nutzung der Bestandsgebäude für Firmenansiedlungen würden damit noch ergänzt durch das kulturelle highlight des Technikums. Dafür müsste Soravia auf Teile seiner geplanten Wohnbebauung verzichten. Das würde die Firma nicht in den Ruin befördern, aber insgesamt für Speldorf/Broich eine Aufwertung bedeuten, wobei auch die ohnehin schwierige Verkehrsanbindung zumindest ein wenig einfacher zu regeln sein würde.

Mülheim, 13.1.23

L. Reinhard, MBI-Fraktionssprecher

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