Leserbrief zu Bericht WAZ, 12.11.2023 „Was für ein Plan! Kino-Neubau mit Gastronomie in Mülheim“
Die „Parkstadt“ und die K-Frage
Jetzt also auch das noch! Nicht nur, dass man – wenn auch ein wenig abgespeckt – an Hochhäusern und verdichteter Bebauung in der sogenannten „Parkstadt Mülheim“ mannhaft festhält (klar: alles andere würde die Rendite schmälern).
Nicht nur, dass man aus einem bislang nur tröpfchenweise durchgesickerten Verkehrsgutachten ein ziemliches Chaos für die eine künftige „Parkstadt“ umschmiegenden Stadtteile Speldorf und Broich prognostizieren darf.
Nein, jetzt beglückt uns ein „mutiger“ Mülheimer Unternehmer zusätzlich mit Plänen für ein Kino- und Event-Zentrum auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände! Hallelujah! Stellt sich die K-Frage.
„K wie Kino“ – Was schon anderswo nicht funktioniert hat – in der „Parkstadt“ klappt es bestimmt! Wird wohl ein Zufall sein, dass es in Mülheim nurmehr zwei (!) Kino-Adressen gibt. Da liegt doch der Bedarf für eine weitere mit acht (!) Sälen geradezu auf der Hand! Also, frisch an’s Werk! Was sind schon 15 Millionen Euro Invest?
„K wie Katastrophe“ – 200.000 Besucher jährlich bilden laut WAZ die Kalkulationsgrundlage für dieses zusätzliche Kulturgeschenk an die Bürger. Wo die wohl parken mögen? Oder kommen sie alle mit Bus und Bahn, per Pedes oder per Pedelec? Die Speldorfer und Broicher sollen sich bloß nicht so anstellen mit ihren Sorgen!
„K wie Konkurs“ – Hohe Zinsen, hohe Baupreise, niedrige Rendite? Ach was! Dummes Zeug! Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Obwohl: Ein anderer österreichischer Investor streckt gerade finanziell alle Viere von sich…
Ach ja, da wäre noch ein weiteres K.
„K wie Kommunalwahlen“ – Dieses K dürften von allen K’s wahrscheinlich am ehesten aufgerufen werden. 2025 ist es so weit.
Joachim Mahrholdt
Anwohner des Veilchenweges in Speldorf
Wann geht dem Luftschloss Parkstadt die Luft aus?
Zu den Plänen, ausgerechnet in Speldorf eine “Kinowelt Ruhr” zu bauen, die ein Kino-Erlebnis wie vor hundert Jahren verspricht (WAZ), sollte man vernünftigerweise nicht allzu viel sagen. Die gesamte Kinobranche durchleidet derzeit ihre größte Krise mit Kinoschließungen allerorten, langsam scheint der Tiefpunkt erreicht zu sein. Angesichts von Netflix & Co. also eine echte Zukunftsbranche. Aber anscheinend scheint das Provinznest Mülheim allerhand Glücksritter/Spinner anzuziehen, die es immer wieder schaffen, in die Schlagzeilen zu kommen. Entlarvend ist da eher der Hinweis, dass Soravia sich interessiert zeigt und schon erste Gespräche stattgefunden haben sollen. Wie verzweifelt muss der österreichische Investor sein, um sich darauf einzulassen? Anscheinend waren die doch so tollen und ausgefeilten Pläne für die Parkstadt so überzeugend, dass man in den vergangenen Jahren noch nicht einmal einen Deut bereit war, davon abzuweichen. Jetzt auf einmal ist man sogar bereit, über eine absurde Idee, die einem wie der Griff nach dem berühmten Grashalm vorkommt, nachzudenken, die alle bisherigen Planungen zur Parkstadt auf den Kopf stellen würden. Geht da etwa dem nächsten österreichischem Luftschloss die Luft aus a la Benko?