Für eine zukunftsweisende Bebauung des ehemaligen Tengelmann-Geländes

Monat: Januar 2023 (Seite 2 von 2)

Fernwärme

Fernwärme ist gegenüber dezentral erzeugter Wärme insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass ein Anbieter für alle Nutzer die Erzeugung der Wärme vornimmt. Dadurch entstehen sogenannte Skalenvorteile: Mit einem 10.000 kW Heizwerk lässt sich effizienter und umweltschonender Wärme erzeugen, als mit 1.000 Heizungen, die jeweils 10 kW Leistung haben.

Der Nachteil der Fernwärme ist das Erfordernis, die Wärme über eine größere Strecke zu transportieren. Hiermit sind mehr Kosten und Verluste verbunden, als wenn die Wärme direkt aus dem eigenen Keller kommt.

Unter dem Strich spricht aber alles für Fernwärme gegenüber dem Hausbrand, da bei der Fernwärme die Erzeugung und Bereitstellung professionell erfolgt, während die wenigsten Hausbewohner über die Fähigkeiten eines Heizungsinstallateurs verfügen: Alle Betriebs- und Einsatzstoffe entsprechen den aktuellen Anforderungen und die Technologie sowie die Prozesse dem Stand der Technik. Es gibt keine 40 Jahre alten unüberholte Kessel und es gibt keine falsch eingestellten Brenner.

Dennoch wäre es falsch, ein Teilquartier wie die Parkstadt an die Fernwärme anzuschließen: Der Investor spart die Kosten der Eigenversorgung und die Bewohner zahlen später die Kosten für den Wärmetransport von den Erzeugungsanlagen zur Wohnung. Das ist der Grund, warum aktuell Fernwärme bevorzugt wird.

Bei so viel Wohneinheiten wie geplant, entstehen die Synergieeffekte jedoch bereits innerhalb der Bilanzgrenze des Neubaubereichs. Man sollte also wärmeautark bauen! Insbesondere wird es auch nachhaltiger sein, eine eigene Geothermieanlage mit 1.000 m Bohrtiefe zu errichten, statt sich an eine bestehende Erzeugung von Wärme aus Verbrennungsprozessen anzuschließen.

Noch gilt das in den Fernwärmesystemen Deutschlands eingesetzte Biogas als CO2-neutral. An der Mündung des Rauchgasrohrs in die Atmosphäre ist aber nicht mehr erkennbar, woher das emittierte CO2 stammt.

Möglicherweise müssen die Fernwärmeversorger bereits mittelfristig auf die Verbrennung kohlenstoffhaltiger Brennstoffe komplett verzichten. Dann kann die Wärme nur noch über Wärmepumpen aus Solarthermie, aus Geothermie und aus der Luft gewonnen werden. Und das kann man auch selber, wenn man eine derart große Wohngemeinschaft bildet, wie auf dem früheren Tengelmanngelände vorgesehen.

Es wird also dringend empfohlen, eine nachhaltige Wärmeautarkie anzustreben und dafür – wie bereits im benachbarten „Umweltmarkt“ geschehen – auf Geothermie zu setzten. Allerdings sollte die Bohrung 1.000 m betragen und nicht nur 130 m.

Versiegelung

Zum Thema Versiegelung schreibt das Umweltbundesamt:

Etwa 44 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen sind in Deutschland aktuell versiegelt, das heißt bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt. Damit gehen wichtige Bodenfunktionen, vor allem die Wasserdurchlässigkeit und die Bodenfruchtbarkeit, verloren. Mit der Ausweitung der Siedlungs- und Verkehrsflächen nimmt auch die Bodenversiegelung zu.Umweltbundesamt
Befürworter von Hochhäusern argumentieren, dass der Versiegelungsgrad abnimmt, wenn man die gleiche Wohnfläche übereinanderstapelt, anstatt sie nebeneinander ebenerdig zu errichten. Auf den ersten Blick scheint das richtig zu sein. Das stimmt allerdings nur, wenn keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen werden.

Eine verlorene Wasserdurchlässigkeit lässt sich einfach dadurch kompensieren, dass das Regenwasser nicht in einen Kanal geleitet wird, sondern in unterirdischen Zisternen zwischengespeichert und in trockenen Perioden zur Bewässerung der Gärten genutzt wird. Ein Überlauf der Zisternen mit abwärts gerichteten Sickerleitungen sorgt dafür, dass bei länger andauernden Regenphasen das Wasser wie gewohnt in den Boden gelangt.

Im Falle von Starkregen ist die Aufnahmefähigkeit der Böden ohnehin nicht ausreichend. Das Wasser wird dann stets als Oberflächenwasser zu den bestehenden Kanälen fließen – egal ob es sich um eine Hochhausbebauung oder um eine Bebauung mit 1 1/2-geschossigen Reihenhäuser handelt.

Es wird daher angeraten, ein unterirdisches Zisternensystem zu errichten, bei dem Tauchpumpen die Bewässerung der Gärten ermöglichen und Überläufe mit Sickerrohren dauerhaft die natürliche Aufnahme des Regenwassers durch die Böden gewährleisten.

Reihenhaussiedlungen haben darüber hinaus typischerweise Gärten, in denen die Bewohner aktiver gärtnerisch tätig sind, als die Bewohner von Hochhäusern. Der Verlust von Bodenfruchtbarkeit ist damit eher ein Hochhausproblem, als ein Problem, welches durch niedrige Bebauung entsteht.

Neuere Beiträge »