Seite 7 von 15
[...]
Mittlerweile drei Sitzungen des Projektbeirates hat es gegeben: am 24. Januar, am 23. Februar und zuletzt am 22. März.
[...]
Angesichts der Projektdimension und der laut gewordenen Kritik an einer massiven Bebauung inmitten der umliegenden Wohnquartiere ist die kontinuierliche Beteiligung der Interessengruppen aber wohl auch der Versuch, den Bürgerfrust zu kanalisieren, damit sich dieser nicht ungehemmt in der Öffentlichkeit breitmacht
[...]
Aus dem Hinterzimmer der Planungspolitik dringt jene Kritik aber nicht hervor. Lediglich für die erste Sitzung des Projektbeirates ist ein Protokoll veröffentlicht. Hierin zu finden: ein Verhaltenskodex, der die Teilnehmer verpflichten soll zu einem „vertrauensvollen Austausch“ – aber eben auch dazu, „keine Tonaufnahmen, Fotos oder Meldungen aus den laufenden Sitzungen per Social Media o.ä. an die Öffentlichkeit“ zu spielen.

Mehr Lärm, mehr Enge, mehr Höhe? In der Planung für die Parkstadt auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal hat die Stadtverwaltung auf ein neues Instrument des Städtebaurechts zurückgegriffen, das all dies möglich macht. Was dies bedeutet, haben die Stadtplaner bislang aber nie öffentlich erläutert. Die Gegner einer allzu wuchtigen Parkstadt-Bebauung sind alarmiert.
Im politisch auf den Weg gebrachten Entwurf für einen Bebauungsplan aus Mai 2022 ist ein verschwindend mickriger Satz enthalten, leicht zu überlesen: „Wesentliches Ziel der Planung ist es, ein Urbanes Gebiet (MU) als durchmischtes Stadtquartier zu schaffen, in dem Wohnen, Arbeiten, Bildung und Erholung miteinander vernetzt werden und urbanes Leben entstehen soll“, steht da solitär im 28-seitigen Darlegungstext. Eine Erläuterung, was ein „Urbanes Gebiet“ denn sein soll: Fehlanzeige.

Infos zum Thema „Urbanes Gebiet“
Am 24. Januar fand die konstituierende Sitzung des Projektbeirats für die Entwicklung der Parkstadt Mülheim statt. Der Projektbeirat wurde wegen des großen Interesses an der Entwicklung der Parkstadt Mülheim und des bestehenden Erörterungs- und Weiterentwicklungsbedarfs installiert. Er besteht aus Vertretern der folgenden Institutionen und Interessengemeinschaften:
- Bund Deutscher Architekten Mülheim
- Broicher Interessengemeinschaft e.V.
- Broicher Bürgerverein e.V.
- Interessengemeinschaft Speldorf e.V.
- Kreis Mülheimer Architekten
- Soravia
- Speldorfer Bürger- und Kurverein e.V.
- Netzwerk „Parkstadt Mülheim – aber richtig“
sowie der Bezirksbürgermeisterin, den Vorsitzenden des Planungsausschusses und Vertreter des Amtes für Stadtplanung und Wirtschaftsförderung.
Gemeinsames Ziel des Projektbeirats ist die beratende Tätigkeit im Planungsprozess zur Entwicklung des ehemaligen Tengelmann-Areals. Auf dem rund 13 Hektar großen Gelände soll – wenn es nach dem Wunsch des Projektentwicklers Soravia, der Stadtverwaltung und mehrheitlich der Politik geht – mit der Parkstadt Mülheim nach und nach ein lebendiges, klimaresilientes und für alle offenes Quartier entstehen, welches in den kommenden Jahren zu einem der wichtigsten Stadtentwicklungsprojekte der Stadt Mülheim an der Ruhr zählen soll.
Aktuell befindet sich das Projekt am Anfang des Bebauungsplanverfahrens, was dem Projektbeirat die Möglichkeit gibt, Stimmen und Sichtweisen frühzeitig einzubringen. Daher war es umso erfreulicher, dass alle der Einladung des Beigeordneten Felix Blasch zur konstituierenden Sitzung gefolgt sind.
Auf der Tagesordnung standen neben Aspekten wie der Vorstellungsrunde aller Teilnehmer die Artikulation der Erwartungen an den Projektbeirat, ein Rückblick auf den bisherigen Prozess, ein Update zum derzeitigen Planungsstand sowie eine erste Sammlung zentraler Diskussionspunkte. Darüber hinaus wurden gemeinsam Regeln für die Arbeitsweise des Projektbeirates beschlossen. Dies beinhaltet auch, dass es im Nachgang zu jeder Sitzung ein gemeinsames Ergebnisprotokoll geben soll, das auch Pressevertreter zur Verfügung gestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. So soll sichergestellt werden, dass auch Anwohner und Mülheimer über die Fortschritte in diesem bedeutenden Projekt für die Stadt regelmäßig informiert werden. Zudem ist vorgesehen, in den öffentlichen Sitzungen der zuständigen Ausschüsse des Rates regelmäßig Bericht zu erstatten.
„Es ist gut, dass in dieser ersten, konstituierenden Sitzung alle Projektbeteiligten inklusive des Projektentwicklers Soravia an einem Tisch zusammengekommen sind. Diese Plattform ermöglicht uns einen konstruktiven Austausch, um das Projekt unter Berücksichtigung verschiedenster Interessen weiterzuentwickeln“, erläutert Felix Blasch, Dezernent für Umwelt, Klima, Bauen, Stadtplanung und Wirtschaftsförderung der Stadt Mülheim an der Ruhr.
Der Zielsetzung, für Broich und Speldorf eine vernünftige, nachhaltige und langfristig ausgerichtete Stadtplanung zu erstellen, konnten sich alle Vertreter der Institutionen und Interessengemeinschaften anschließen. In der kommenden Sitzung am 23. Februar 2023 sind die Vorstellung grundlegender Standorterkenntnisse sowie erste inhaltliche Diskussionen geplant.
Und wieder einmal ein sehr lesenswerter Leserbrief in der WAZ
Weder Hochschule in Sicht noch ÖPNV-Erschließung
Gewerbepark Flughafen. Eine Frage, die heute schon einen spannenden Ausblick auf die nächste Kommunalwahl in gut zwei Jahren liefert:
Was verbindet die Planungen für den Flughafen und die Parkstadt?
Mil dem Siegerentwurf des Wettbewerbsverfahrens zur Entwicklung der Flughafen-Fläche hat die Verwaltung nun konkrete Pläne für ein Gewerbegebiet am Flughafen Essen-Mülheim präsentiert. Der Gewerbepark soll „entsprechend der politischen Beschlusslage vorrangig für kleine und mittlere Unternehmen, Start-ups rund um wissensbasiertes und technologieorientiertes Gewerbe bzw. als Standort für innovative Forschungs- und Entwicklungskooperation mit Hochschulen entwickelt werden“.
Dumm nur, dass es am Flughafen weit und breit keine Hochschule gibt, mit der sich solche Kooperationen umsetzen ließen. Peinlich ist auch, dass für die Erschließung durch den ÖPNV keine belastbare Planung einhergeht. Rein vorsorglich wurde von den Verantwortlichen schon mal der Kahlenbergast geschliffen mit dem Ungewiss, dass Fördermittel zurückzuführen sind.
Denke man nur an den aufwendigen Umbau der Oppspring-Kreuzung. Dagegen sollen auf dem immer schon als Gewerbefläche genutzten Tengelmann-Areal in unmittelbarer Nähe zur boomenden Hochschule Ruhr West 800 Luxuswohnungen entstehen, die in Mülheim keiner braucht.
Von Albert Einstein ist das Zitat überliefert „Planung ist das Ersetzen des Zufalls durch Irrtum.“
Ob er damit in weiser Voraussicht die Stadtplanung in Mülheim gemeint hat?
Ralf Harsveldt
Und ein weiterer Leserbrief
Kein Entweder – Oder!
Mit Befremden liest man die Aussage des Mülheimer OB im Neujahrsinterview mit der WAZ, der zufolge in der sogenannten „Parkstadt Mülheim“ in die Höhe gebaut werden müsse, um Freiflächen am Auberg, am Fulerumer Feld und auf den Selbecker Höhen unbebaut lassen zu können. Hier vergleicht er Äpfel mit Birnen.
In Saarn, Selbeck und Fulerum ging es vor allem um die Umwandlung von Frei- und Naturflächen in Gewerbeflächen, nicht um Wohnbebauung mit Hochhäusern. Das ehemalige Tengelmann-Areal hingegen ist seit über 100 Jahren von Gewerbe und
Industrie geprägt (Gasanstalt, Schlachthof, Schokoladenfabrik).Jetzt soll hier erstmals Wohnbebauung stattfinden – auf privatem Grund. Davon hat die Stadt finanziell nichts. Dafür allerdings der Investor, der am besten an einer möglichst dichten und möglichst hohen Bebauung verdienen kann. Und das auf Kosten der umliegenden historischen Stadtteile Speldorf und Broich.
Weshalb die Stadtspitze dieses Spiel mitmacht, zumal gegen die Proteste weiter Teile der Bevölkerung, ist bislang noch nicht durchschaubar. In diesem Zusammenhang jedoch Stadtteile gegeneinander auszuspielen, ist kein guter Stil.
Professionell wäre es, einen gesamtstädtischen Rahmenplan zu erarbeiten und die Frage zu stellen, wieviel neuen Wohnraum wir in Mülheim überhaupt brauchen und ob Hochhäuser nötig und akzeptabel sind.
Denn die mittelfristigen Prognosen sind klar: Mülheim ist und wird keine Schwarmstadt. Mülheim ist eine Schwundstadt. Zumal eine, die so ziemlich pleite ist.
Joachim Mahrholdt
Vermutlich als Reaktion auf den Leserbrief der MBI hat die WAZ einen Artikel veröffentlicht

Die Mülheimer Bürger-Initiativen (MBI) haben einen Leserbrief an die WAZ geschrieben, in dem sie sich für die Parkstadt und speziell für das Technikum aussprechen.
Parkstadt-Konzept auf dem ex-Tengelmann-Areal:
MBI fordern: Technikum stehen lassen, Gesamtkonzept abspecken!
Nicht nur beim Netzwerk „Parkstadt Mülheim – aber richtig“ gibt es erheblichen Unmut über die von der Stadt Mülheim und dem Investor Soravia vorgelegten Pläne zur Bebauung des ehemaligen Tengelmann-Areals zwischen Speldorf und Broich. Eine solche Verdichtung, Hochbebauung, Versiegelung und fehlende Verkehrsinfrastruktur stoßen auf einhellige Ablehnung. Auch die MBI halten die Pläne für die sog. „Parkstadt“ für überdimensioniert, mit unausgegorener Verkehrsanbindung und insgesamt eben keine ökologische Verbesserung von Speldorf, eher im Gegenteil. Es deutet sich bereits heute an, dass Soravia nicht umhin kommen wird, seine Vorstellungen zu überarbeiten und abzuspecken.
Die MBI möchten dazu folgende Anregung geben:
Man muss Soravia loben, dass sie das Technikum auf dem Gelände für Ausstellungen zur Verfügung stellen, obwohl es in den Parkstadt-Plänen verschwinden soll. Das Technikum ist für kulturelle Zwecke hervorragend geeignet und in einem guten Zustand. Der Zuspruch bei allen bisherigen Ausstellungen – ob Körperwelten, Terrakotta-Armee, Monnets Gärten, van Gogh oder Banksy, war außergewöhnlich groß und kam auch von weit über Mülheims Grenzen hinweg. Eine Aufwertung Mülheims sondergleichen, was sicherlich auch dem Renommee von Soravia alles andere als schadet.
Weil das Technikum für viele Veranstaltungen, nicht nur für Ausstellungen, bestens geeignet ist, fänden die MBI es äußerst sinnvoll für alle Beteiligten, das Technikum und Teile der Parkplatzflächen auf dem Gelände für Veranstaltungen bestehen zu lassen, d.h. die Parkstadt-Pläne entsprechend zu ändern. Das bedeutet logischerweise, dass der gesamte Siegerentwurf des Wettbewerbs überarbeitet werden muss.
Die guten und städtebaulich hervorragenden Teile des Soravia-Konzepts für das gesamte Tengelmann-Areal wie die Nutzung der Bestandsgebäude für Firmenansiedlungen würden damit noch ergänzt durch das kulturelle highlight des Technikums. Dafür müsste Soravia auf Teile seiner geplanten Wohnbebauung verzichten. Das würde die Firma nicht in den Ruin befördern, aber insgesamt für Speldorf/Broich eine Aufwertung bedeuten, wobei auch die ohnehin schwierige Verkehrsanbindung zumindest ein wenig einfacher zu regeln sein würde.
Mülheim, 13.1.23
L. Reinhard, MBI-Fraktionssprecher
In der WAZ wurde heute ein Artikel mit Bezug auf die Pressemitteilung vom 04.01.23 veröffentlicht. Online ist der Beitrag nicht hinter der Bezahlschranke versteckt.
Bereits am 23.12.2022 haben wir das nachfolgende Schreiben erhalten:
Sehr geehrte Damen und Herren des Netzwerks „Parkstadt Mülheim… aber richtig“,
Sehr geehrter Herr Lux,
die Entwicklung des ehemaligen Tengelmann-Areals zählt in den kommenden Jahren zu einem der wichtigsten Stadtentwicklungsprojekten der Stadt Mülheim an der Ruhr. Auf dem rund 13 ha großen Gelände soll mit der Parkstadt Mülheim nach und nach ein lebendiger, klimaresilienter und für alle offener Stadtteil entstehen.
Die Neuorientierung des Projektareals samt seiner vorhandenen imposanten Bausubstanz wurde bereits 2020 mit dem initiierten Ankauf durch die SORAVIA Group GmbH eingeleitet.
Als weiterer Schritt wurde auf Grundlage des Siegerentwurfes des im Jahre 2021 durchgeführten städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerbs im Mai dieses Jahres der Bebauungsplan „Parkstadt Mülheim – Y 13“ eingeleitet.
In diesem Zusammenhang erhielten auch die Bürger und Bürgerinnen die Möglichkeit, sich im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung und des seitens der Verwaltung durchgeführten Informationsmarktes in der Parkstadt Mülheim über die geplante Entwicklung des Areals zu informieren.
Die hohe Beteiligung im Rahmen des Bauleitplanverfahrens hat gezeigt, dass in der Öffentlichkeit einerseits ein großes Interesse an der Entwicklung der Parkstadt Mülheim anderseits aber auch Erörterungs- und Weiterentwicklungsbedarf besteht.
Vor diesem Hintergrund hat sich die Verwaltung dazu entschieden, einen Projektbeirat Parkstadt Mülheim zu installieren, der den weiteren Planungs- und Entwicklungsprozess für die Parkstadt Mülheim konstruktiv und engmaschig begleiten soll.
Der Projektbeirat wird sich aus Vertretern und Vertreterinnen der Verwaltung, des Projektentwicklers, des Planungsteams sowie Politik und Öffentlichkeit zusammensetzen und zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten tagen.
Für die ersten beiden Sitzungen können Sie sich bereits folgende zwei Termine notieren:
xx.01.2023 (konstituierende Sitzung) und
xx.02.2023 (Thema: Städtebau/Höhenentwicklung)
Die Sitzungen finden jeweils von 17:00 Uhr – 20:00 Uhr im Casino der Parkstadt Mülheim statt. Die offizielle Einladung zu der jeweiligen Sitzung wird Ihnen vorab zugesandt.
Damit der Projektbeirat arbeits- und handlungsfähig bleibt, ist eine Beschränkung der Teilnehmenden erforderlich. Daher bitte ich Sie, dem Amt für Stadtplanung und Wirtschaftsförderung, Frau Herbermann (xxx@muelheim-ruhr.de), bis zum 11.01.2023 Ihre Teilnahme am Projektbeirat zu bestätigen bzw. eine Vertretung zu benennen,
welche stellvertretend für Ihre Gruppierung an den Sitzungen des Projektbeirates teilnehmen wird.
Ich würde mich freuen, mit Ihnen gemeinsam die Entwicklung der Parkstadt Mülheim weiter voranzubringen.
I.V.
Felix Blasch
[Anm.: Der Original-Text wurde vom Administrator entsprechend der Vorgaben des Rats für deutsche Rechtschreibung angepasst.]